Homeschooling aus fünf Sichtweisen

In Gubat Sorsogon haben wir uns vorgenommen, euch zu Hause, einen kleinen Einblick in unseren Unterricht zu ermöglichen.

 

Da das Homeschooling etwas ist, das nicht jedermann/jederfrau macht, wollen wir euch mit unseren fünf persönlichen Ansichten zeigen, wie unser Unterricht gestaltet ist, wie es uns ergeht und wo wir Schwierigkeiten haben.

 

Wir haben alle individuelle Texte verfasst, ohne zu wissen, was der/die andere schreibt. Erst nach dem Schreiben haben wir Einsicht in die verschiedenen Texte erhalten.

 

Viel Spass beim Lesen.


Homeschooling aus der Sicht von Uma

 

Guten Morgen! Ich bin in der Hängematte am Schlafen gewesen und gerade aufgewacht. Schnell aus der Hängematte und checken, ob die Wellen gut sind, und ab geht es ins Wasser.

 

Nach dem Surfen gehe ich Frühstück essen, das meistens aus Früchten und Reis besteht.

 

Nachher heisst es Schule machen!

Computer, falls nötig Etui und Heft, um Notizen zu machen oder zu zeichnen holen und an einen Tisch sitzen. (gehört auch bei uns dazu.)  

 

Meistens ist Pepe bereits am Arbeiten. Ich setze mich dazu und überlege was heute schon passiert is,t damit ich einen Tagebuch-Eintrag in Deutsch machen kann, der etwa aus zwei Sätzen besteht.

Im Weiteren probiere ich jeden Tag in Mathe zu arbeiten, deswegen kommt dieses Fach direkt nach dem Tagebuch-Eintrag.

Zwei oder drei Aufgaben lösen und ab zum nächsten Fach. Französisch bin gerade im letzten Thema angekommen, das bedeutet Hörverständnis, neue Wörter kennenlernen, nachsprechen und und und.

 Mir gefällt es Schule für mich allein zu machen und keinen Mitschülern Antworten zu geben. Kein Abschreiben, keine Gruppenarbeiten erledigen oder im Kreis sitzen und reden. Somit bin ich viel schneller und verschwende weniger Zeit.

Wenn ich nicht checke, wie eine Aufgabe geht, frage ich Ruth oder Sergio, die meistens schneller zur Stelle sind, als Lehrer die 24 Kindern unterrichten müssen.

 

Ich dachte vor der Reise, dass ich jeden Tag fein säuberlich meine Arbeit erledige, aber jetzt, wenn meine neuen philippinischen Freunde im Meer surfen oder Volleyball spielen, möchte ich auch mitmachen. 

Daran muss ich immer sehr arbeiten, deswegen probiere ich meine tägliche Schulzeit am Morgen zu erledigen, denn dann sind meine Freunde entweder in der Schule oder noch am Schlafen.

Liebe Grüsse

 

Uma

Homeschooling aus der Sicht von Pepe

 

Es ist morgens um 6:00 und ich stehe halb schlafend auf, ziehe mir meine Shorts an und laufe die 50 Meter aus der Hängematte an den Strand.

 

Und dann bin ich ganz plötzlich hellwach! 

Da draussen sind heute super Wellen! Und ich bin noch nicht einmal im Wasser!

Schnell springe ich zurück, ziehe mir mein Surf-Shirt über, hole ein Surfbrett und gehe für ungefähr drei Stunden surfen. 

 

Ach, ist das herrlich oder nicht? 

 

Das stimmt, aber nach dem ich drei Stunden im Wasser gewesen bin, geht es an irgendeinen Arbeitsplatz (je nach dem wo wir gerade sind) und dann muss ich Homeschooling machen. 

 

Pro Tag mache ich drei Lektionen an je einer Stunde Unterricht, die ich so auf den Tag verteile, dass ich am Nachmittag oder abends nochmals surfen kann. Und das jeden Tag in der Woche bis auf den Sontag, dann habe ich frei und muss keine Schule machen.

 

Da ich nicht alle Fächer ausüben kann, habe ich mir einen Plan gemacht, der die wichtigsten Materien beinhaltet. In einer Woche mache ich fünf Mathelektionen, vier Deutsch und je drei Lektionen Franz, Natur & Technik und Wahlfach. Wahlfach ist ein Fach, das wir selbst erfunden haben, um, bei eigenen Interessen, Nachforschungen anzustellen. Ich habe zum Beispiel das Wellenreiten-Heftchen, welches auch auf der Webseite ist, im Wahlfach gemacht.

 

Haben Sie sich auch schon gefragt, wie das Homeschooling auf der Reise wohl aussieht? 

 

Ich habe mir viele Gedanken dazu gemacht, bevor wir unterwegs waren. Ich wusste nicht, was auf mich zu kommt. Wie lange muss ich Schule machen? Was, wenn es kein Internet hat? Was, wenn ich keine Ahnung habe, wie das Thema funktioniert? Oder kann ich mich selbst motivieren, um Schule zu machen? Vor allem, wenn ich das Geräusch von brechenden Wellen höre ; )

 

Aber es funktioniert gut!

Sergio hat mir, bevor wir abgereist sind, alles Material gescannt und als PDF auf der OneDrive gespeichert. So brauche ich nicht einmal unbedingt Internet, obwohl wir in den drei Monaten reisen, immer mehr oder weniger gutes WLAN hatten. Dadurch, dass Sergio und Ruth beide Lehrer sind, kann ich sie Fragen, wenn ich ein Problem habe, oder ich hole mir die Informationen selbst aus dem Internet. 

 

Auch wenn es manchmal schwierig ist sich zu motivieren, um Schule zu machen, hat Homeschooling an sich viele Vorteile:

  • Ich kann im eigenen Tempo arbeiten
  • Ich muss nicht auf die anderen warten, da ich ein schneller Arbeiter bin oder
  • Ich kann ein Thema abkürzen oder vielleicht vertiefen, je nachdem wie gut ich es verstanden habe. 

 

In der Schule fällt es mir schwer, lange zu sitzen und zuzuhören. Hier im Homeschooling bin ich nicht gebunden und kann meinen Rhythmus zwischen Bewegung und Konzentration selbst bestimmen. Da ich am Reisen bin, lerne ich Englisch sprechen, während ich mit den Menschen von den Philippinen konversiere.

 

Ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Einblick geben, wie ich mich weiterbilde, während ich auf den Philippinen bin.

 

Hang-Loose

Pepe

Homeschooling aus Sicht von Lou

 

Mit den Eltern Schule machen? 

«Boh! Nee kein Bock. Die verstehen doch eh nicht, was ich machen muss.»

 

Das sind doch die normalen Gedanken eines Teenagers, wenn er*sie sich vorstellen muss, mit seinen Eltern Unterricht zu haben.

 

Ich im Gegensatz habe mich nie geweigert mit meinen Eltern Schule zu machen, da ich schon zu Hause oft mit meiner Mutter die Hausaufgaben erledigte oder für Prüfungen gelernt habe.

Ich hatte da vor der Reise andere Fragen, die für mich unklar waren, wie zum Beispiel:

  • wie werde ich unterrichtet und lerne dabei?
  • habe ich trotz Schule genügend Zeit zum Surfen oder anderen Tätigkeiten, die man vor Ort machen kann?
  • kann ich die Reise geniessen, wenn ich immer an die Schule denken muss?
  • wie lange muss ich Schule machen.
  • wo werde ich Schule machen?

Das mit dem Unterricht hat sich von allein geklärt.

 

Ich arbeite meistens am Computer und löse die Aufgaben von den Lehrmitteln, die wir zu Hause gescannt haben, an meiner Projektarbeit oder an eigenen Themen. Der einzige Punkt, der festgelegt ist, sind drei Stunden wo wir täglich - ausser sonntags, arbeiten.

Zeit habe ich auch genügend, um anderes zu erledigen. Morgens gehe ich meistens surfen und danach wird erst mal ein bis zwei Stunden gearbeitet. Am Nachmittag arbeite ich nochmal so lange. So muss ich auch nicht dauernd an die Schule denken, sondern es fliesst gut in meinen Alltag.

Der Ort ergibt sich meistens automatisch. Ich brauche eine gute Internetverbindung und genügend Platz 😊

 Ich finde Homeschooling an sich keine schlechte Sache, denn man kann reisen und lernen, dies gleichzeitig und selbstständig.

Mit der Zeit aber merke ich, dass ich lieber in der Schule lerne als auf den Philippinen.

 

In der Schule ist man in der Klasse und alle machen das gleiche.

 

Hier aber sind wir alle drei Kinder an unterschiedlichen Themen am Arbeiten und sind deshalb auf uns allein gestellt.

Da ich allein am Arbeiten bin, fällt es mir schwer mich zu konzentrieren und bei der Sache zu bleiben.

 

Ein weiterer Punkt, der mir fehlt, wenn ich Homeschooling mache, sind: die Wiederholungen. Die sind viel weniger enthalten als in der Schule. 

 

Hier arbeite ich einfach die dazugehörenden Aufgabenblätter durch und das wars dann auch schon.

Im Franz löse ich noch die Onlineübungen und das Voci dazu.

In der Schule arbeitet man in einem Zeitraum ein Thema durch, danach wird nochmals geübt, bis die Prüfung kommt.

 

Fazit:

Homeschooling ist eine super Sache. Vor allem für Familien die gerne Reisen und unterwegs sind so wie wir.

Es braucht aber immer wieder Unterstützung von den Eltern und am Ende ist es halt eben doch Schule 😉

 

Lernen ist für mich aber in der Schule einfacher.

Spass macht es auch mehr, wenn man mit seinem Kolleg*innen im Klassenzimmer sitzt und miteinander redet, anstatt Schule zu machen 😉

 

Liebe Grüsse

Lou

 Homeschooling aus Sicht von Ruth

 

Heim (wo auch immer wir uns niederlassen/heimisch fühlen)

Ordnung und Überblick verschaffen

Miteinander reden/austauschen/diskutieren

Emotionale Hochs und Tiefs im Lernen aushalten – damit umgehen können

Selbstreflektion – Wie geht es mir dabei? Was Lerne ich selbst dabei?

Chaos, Chabissalat, cheibe lustig, aber auch streng!

Heiteres Sprachenlernen, hirnanregendes Matheknobbeln (Ich liebe es noch immer!)

Ohr offen haben für meine Kinder und ihr Lernen

Offen sein für Neues/was auf unserer Reise auftaucht/was mich selbst interessiert

Lösungen suchen, Lernen lernen

Ideen fürs andere/gehirngerechte Lernen aufnehmen und ausprobieren

Nachdruck geben, dranbleiben, anstossen und standhaft sein

Grossartig, grandios! Positiv denken!

 

 Zu Beginn, bevor ich mich mit dem Texten auseinandersetze, möchte ich mich erst einmal mit dem Begriff «Homeschooling» beschäftigen.

Dazu habe ich das Wort gegoogelt und als erstes ein KaWa nach Birkenbihl angefertigt, um mir Gedanken darüber zu machen, was die einzelnen Buchstaben in diesem englischen Nomen mit mir und dem gemäss Googleübersetzung «häuslichen Unterrichts» von unseren Kindern zu tun hat. 

 

Beim Suchen im Internet bin ich auf diese beiden Sätze gestossen, die auch unseren Unterricht, etwas nüchtern, beschreiben:

 

The education of children at home by their parents.

Educate (one's child) at home instead of sending them to a school.

 

Die Auseinandersetzung zum Thema Home würde hier den Rahmen sprengen. Vielleicht später einmal mehr dazu (gell, Katrin) …

 

Es ist ja schon das zweite Mal, dass wir mit unseren Kindern für eine längere Zeit unterwegs sind und sie aus der öffentlichen Schule nehmen.

Auf der ersten Reise mit dem Fahrrad durch Europa waren sie noch so klein, dass wir uns mit «unschooling» bestens zufriedengeben konnten. 

 

Über 5 Jahre später möchten wir aber mit den Kindern in einigen Fächern am Schulstoff dranbleiben und deshalb kommt das, was wir jetzt machen, dem Homeschooling näher. Nachdem ich auf Wikipedia die häufigsten Motive gelesen habe, warum Eltern mit ihren Kindern Homeschooling machen, musste ich jedoch feststellen, dass unser Grund in dieser Liste nicht aufgeführt wird: 

Das Reisen und Eintauchen als Familie für längere Zeit in ein anderes Land und deren Kultur.

 

Aus verschiedenen Gründen können und wollen unsere Kinder hier in den Philippinen nicht in die Schule gehen – wir verstehen das und akzeptieren es. Wir geniessen das freie Leben, aufstehen, Surfen, wenn die Wellen gut sind, etwas essen, Lernen «en bloc» mit hoher Motivation.

 

Zu meinem KaWa (Buchstabenspiel am Anfang):

 

Es fällt mir auf, dass die Hochs und Tiefs, die wir in einzelnen Momenten oder Themen durchlaufen, sehr präsent sind. Ich fühle mich im Thema Homeschooling mit unseren Kindern immer wieder verantwortlich, diese hervorzuheben oder auszubaden. Mal haben wir es ultralustig und sprechen Französisch wie die Weltmeister, mal haben wir Streit und reden aneinander vorbei, ärgern uns gegenseitig, dass wir uns nicht hören und nichts voneinander annehmen können. Gerade das macht es aber wiederum spannend und interessant, wir wachsen alle daran, jeden Tag.

 

Als eine wichtige Rolle von mir sehe ich das Ausbalancieren der Waagschalen, damit ein Frust nicht zum Ausraster wird, ein Daherschlittern wieder in die richtige Fahrbahn kommt oder Probleme irgendwie umschifft und gelöst werden können.

Oft ist auch nur meine Präsenz gefragt und ich arbeite selbst an meinen Themen oder lese ein Buch. Immer wieder braucht es aber eine gezielte Begleitung, die passende Fragen stellt, damit die Kinder in ihren Themen einzelne Aufgaben angehen und lösen können.

 

Natürlich habe auch ich selbst meine Hochs und Tiefs in Bezug auf unser Homeschooling. 

 

Mal zweifle ich daran, ob wir das Richtige machen und ob ich überhaupt Lust habe, mich mit diesen Schulbüchern auseinanderzusetzen – dann motiviere ich die Kinder, eigene Themen zu suchen und ihnen nachzugehen. 

 

Oder plötzlich sehe ich wieder, wie sich auf einmal Knöpfe im Lernen lösen, die Kinder neue, eigene Strategien finden und eigentlich ganz friedlich an ihren Computern lernen (Oder schauen sie gerade irgendwelche dämlichen Filmchen und ich geniesse es einfach, dass es so aussieht, als wären alle intensiv am Lernen?).

 

Diese folgenden beiden Sätze, die ich auch auf Wiki gefunden habe, machen mir jedenfalls Mut, dass das, was wir hier machen, auch genauso gut wie öffentliche Schule sein kann - oder sogar noch besser!?

  • «Bei einer US-amerikanischen Studie aus dem Jahr 2009 mit 12.000 Teilnehmern schnitten Schüler, die zuhause unterrichtet wurden, bei drei von fünf Leistungstests durchschnittlich besser ab als Schüler, die eine Schule besuchten.
  • Laut einer anderen US-amerikanischen Studie haben Kinder, die zuhause unterrichtet wurden, oft ausgeprägtere Sozialfähigkeiten als Schüler von öffentlichen Schulen.» https://de.wikipedia.org/wiki/Hausunterricht

 

Zum Schluss möchte ich noch anfügen, dass mich das Lernen mit den Kindern auch selbst wieder motiviert hat, mein eigenes Lernen zu reflektieren. Ich versuche immer mal wieder etwas auf Tagalog aufzuschnappen, kleine Konversationen zu führen oder einzukaufen. 

 

Auch habe ich mir selbst ein Lern-Portfolio angelegt, da ich eigentlich “nur” eine Ausbildung gemacht, aber viele weitere Kurse besucht habe und mich stetig weiterentwickle in Themen, die mich interessieren.

Sollte ich mich wieder einmal bewerben müssen, möchte ich gerne mein ganzes ICH aufzeigen können und mich nicht nur auf meine Zeugniskopie aus dem Lehrerseminar reduzieren müssen. Da gibt es nämlich so vieles, das ich einmal gelernt habe. 

 

Das alles hilft mir, mein Leben so zu gestalten und zu geniessen, wie ich es gerade tue: 

Mit meiner Familie auf Reisen in den Philippinen. 

 

«Maraming salamat!»

 

Übrigens noch; wenn wir mal wieder Knöpfe haben, die sich nicht lösen, gehen wir surfen. Da löst sich vieles – auf eine wunderbare, bewegte Art.  ; )

 

Homeschooling aus der Sicht von Sergio

 

Unter Homeschooling verstehe ich Unterricht – nicht in der Schule, sondern zu Hause und in dessen Umfeld.

Das bedeutet Zugang zu vielen Materialien, ruhige Atmosphäre, gewohnte Umgebung. Das alles vermittelt Sicherheit und Kontinuität für Kinder sowie Eltern.

 

Wir sind am Reisen, deshalb heisst unser Schulkonzept eher «Schule unterwegs». Und das bedeutet: immer wieder neue Umgebungen, verschiede Arbeitsplätze, Arbeitszeiten, die sich ändern. Auch das Umfeld ist immer wieder ein anderes.

Es ist viel Flexibilität gefragt.

 

Hinzukommt: 

Wir haben «nur» unsere Konvertibles, je ein Notizheft und wenig Schreibzeug dabei. Dafür erhalten wir im Gegenzug sehr viele Eindrücke und Lernfelder, die be- und verarbeitet werden sollten.

 

Der Respekt vor der Reise zum Thema Schule war bei mir gross, denn die gemachten Erfahrungen mit dem Thema «Schule unterwegs» auf unserer einjährigen Radreise sind durchzogen. Also eigentlich haben wir keine Erfahrungen, denn auf der damaligen Reise, war nach einer ersten halben Stunde Unterricht die Schule für den Rest des Jahres beendet. Wir verzichteten auf weiteres Beschulen. 

Weshalb? 

Weil es die Kinder nicht angenehm empfunden haben und wir als Eltern auch nicht. Zusätzlich hatten wir wenig Gelegenheiten in Ruhe und regelmässig zu arbeiten.

Ebenfalls bin ich der Überzeugung, dass Lernen nicht unbedingt in der Schule stattfindet – im Gegenteil, Lernen findet im Leben bei gemachten Erfahrungen, Bekanntschaften und Erlebtem statt.

 

Jetzt sind unsere Kinder 5 Jahre älter, in der Oberstufe oder nahe an der Oberstufe. Die Wichtigkeit der Schule ist ihnen bewusst und sie wissen, dass es nach der Reise wieder weitergeht. 

Das macht die Situation für alle klar und verständlich.

 Damit wir gut ins Abenteuer «Schule unterwegs» starten konnten, haben wir von Beginn an auf gute Strukturen geachtet, die wir zusammen mit den Kindern definiert haben:

  • Die Kinder haben pro Tag drei Stunden Schule
  • Arbeitstage sind Montag – Samstag
  • Wenn wir irgendwo fix installiert sind und nicht ein spezielles Tagesprogramm haben oder am Reisen sind, machen wir Schule
  • Unterrichtszeiten nach Möglichkeit am Morgen, können aber selbstständig eingeteilt werden
  • Jedes Kind fertigt seinen eigenen Stundeplan an, der die Fächer Mathe, Deutsch, Franz, NT und ein freiwählbares Thema beinhaltet
  • Die Kinder arbeiten mehr oder weniger an denselben Themen wie die Klassenkameraden in der Schweiz

Somit sind wir gestartet und haben dies anfangs ziemlich strikt eingefordert, kontrolliert und thematisiert.

 

Jetzt sind wir seit vier Monaten unterwegs und mein Fazit lautet:

Ich bin positiv überrascht, wie gut und schnell sich die Kinder an diese Form von Unterricht gewöhnt haben und wie gewissenhaft sie ans Werk gehen.

 

Jedes Kind hat seine eigenen Vorlieben – bereits vor dem Frühstück eine Lektion, erst später beginnen, gleich alle drei Lektionen am Stück oder lieber abends nochmals arbeiten. Doch die Strukturen werden eingehalten und sie kommen vorwärts.

Es braucht immer wieder Inputs, Präsenz und Unterstützung von uns Eltern. Auch müssen wir die Kinder ab und zu wieder auf den Weg begleiten, dass sie sich an den Stundenplan resp. allen Fächern widmen und nicht im WordWideWeb abdriften und Filmchen geschaut werden.

 

Doch das funktioniert eigentlich sehr gut.

Allein an einem Thema zu arbeiten, verlangt sehr viel Disziplin und Planungsarbeit. Es ist auch nicht immer so cool ohne Gspändli an einem Thema zu sein, da der Austausch - das Zwischenmenschliche und Soziale fehlt. 

 

Deshalb braucht es von uns Eltern immer wieder ein offenes Ohr, Zeit, um Probleme zu besprechen oder manchmal reicht einfach die Präsenz, da zu sein.

 

Nach den anfänglichen Schwierigkeiten haben sich die drei aber an das alles gewöhnt und bemerken auch die Vorteile von dieser Art Unterricht:

  • Sie werden nicht gebremst, können in ihrem eigenen Tempo arbeiten
  • Störungen, die in einem Klassenzimmer immer vorhanden sind, existieren viel weniger – dafür anders
  • Selbstständiges Einteilen und wählen von Themen ist angenehm – manchmal sogar lässig
  • Pausen, Bewegungseinheiten können selbstständig ausgeführt werden
  • Schule muss nicht zwingend sitzend an einem Tisch passieren
  • Der Prüfungsdruck ist weg – trotzdem wird gewissenhaft gearbeitet
  • Keinen Konkurrenzkampf mit Klassenkameraden

So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Kinder in den «nur» drei Lektionen Schule pro Tag viel schneller vorankommen als in viel mehr Lektionen in der Schule.

 

Ich selbst habe eher weniger mit den Kindern und dem Schulstoff zu tun, das macht grösstenteils Ruth, die sich mit ihnen hinsetzt und bei Problemen Unterstützung anbietet und sie coacht.

 

Doch für mich ist es spannend zu beobachten, wie gut die Kinder sich immer wieder auf neue Situationen und Gegebenheiten anpassen.

 

Ich bin stolz auf euch!