Ups! Die ersten vier Gäste stehen schon um 17.40 Uhr vor der Tür! Und das mit einem grossen Topf Spaghetti Carbonara.
Da haben wir schon gedacht: «Das wird ein riesiges Buffet werden, wenn wir 20 Leute einladen und jeder mit so viel Essen angelaufen kommt.»
18.00 Uhr: Es sind keine weiteren Gäste gekommen, leichte Unsicherheit macht sich bereit.
18.15 Uhr: Eine weitere Familie kündigt sich an. Doch wir sind ein bisschen überrascht, denn wir haben nicht gewusst, dass Abel sie ebenfalls eingeladen hat.
Aber es freut uns sehr, dass sie da sind und ob 20 oder 24 Personen, spielt keine Rolle.
Und sie bringen mit: Eine Platte voll Glasnudeln und Hähnchen, wunderschön mit Kalamansi, einer kleinen Zitrusfrucht der Philippinen, dekoriert.
18.30 Uhr: Keine weiteren Gäste in Sicht. Wo bleiben denn alle? Haben sie es vergessen? Wir werden nervöser und nervöser….
18.50 Uhr: Endlich! Eine grosse Gruppe von Menschen kommt die Strasse entlanggelaufen.
19.00 Uhr: Noch mehr Menschen trudeln ein – eingeladene und solche, die einfach auch noch mitkommen. Sie bringen Pizza und weitere Köstlichkeiten mit. Verhungern muss hier niemand und wir freuen uns, dass die Wohnung voll ist.
Das Fest hat begonnen. Die Gäste sind da. Nach unseren Berechnungen haben wir gedacht, dass wir etwa 20 Leute sein werden. Doch jetzt stehen um die 35 einheimische Freunde in unserer 3 ½ Zimmer Wohnung, davon etwa 10 Kinder zwischen 6 - 17 Jahren, die am Boden mit Papier und Stiften Geburtstagskarten für mich schreiben.
Grosse Erleichterung macht sich bereit, wir sind so glücklich, dass beinahe alle gekommen sind.
Die Musik dröhnt aus der Box, das Pasta-Buffet ist eröffnet, alles läuft, wie wir es uns gewünscht haben.
Es scheint, dass die Gäste sich amüsieren und Spass haben, mit uns den Abend zu verbringen. Die Stimmung ist gemütlich und schön. Es wird geplaudert, gelacht und alle bedauern, dass wir weiterziehen.
Nach dem Essen wird schnell zum Karaoke singen und Bier trinken gewechselt.
Karaoke singen in den Philippinen. Für die Einheimischen gehört das zu jedem Fest, am liebsten laut, damit es im gaaaanzen Quartier gehört wird und zeitlich – da gibt es keine Begrenzung. Nachtruhe haben die Menschen hier nicht in ihrem Vokabular und es kann gerne bis morgens um 03.00 irgendwo gesungen werden. Oder irgendwer beginnt um 5 Uhr morgens wieder von Neuem….
Für uns ist das Singen gar nicht so einfach!
Ein Lied finden, das gut gesungen werden kann – den Mut finden, allein vor so vielen Menschen zu singen und das möglichst schön… Uff, das kann ja heiter werden.
Aber ich versuche es trotzdem und möchte euch hier nicht beschreiben, wie es getönt hat…
Nach fleissigem Singen ist es an der Zeit für meinen Geburtstagskuchen, da ich am nächsten Tag 17 werde.
Von meiner Namensvetterin Lou und einigen Freunden erhalte ich einen Schokoladenkuchen mit einer Nachricht darauf geschrieben:
Happy Birthday Lou! Until we meet again.
From: Sabang folks.
Wow, ich bin so gerührt, dass ich einen solch schönen Kuchen von diesen lieben Menschen erhalten habe. Unglaublich, ich bin den Tränen nahe und kann es nicht glauben. Diese Menschen, sind so lieb, ich habe sie richtig gerne.
Das lustige und herausforderndste an der ganzen Kuchen-Geschichte ist aber, dass ich ihn mit einer abgebrochenen Finne von einem Surfbrett schneiden muss und das vor so vielen beobachtenden Augen. Mir ist gar nicht wohl dabei!
Das Kuchen schneiden stellt sich als ziemlich schwierig heraus: Der Kuchen ist weich, die Finne hat keine Klinge! Resultat: Der schöne Kuchen wird ziemlich stark zerdrückt und verunstaltet.
Aber irgendwie schaffe ich es und wir können diesen leckeren Schokoladenkuchen alle zusammen geniessen.
Nach dem Kuchenschmaus gehen die kleinen Kinder schlafen, da es Sonntag ist und sie am nächsten Tag in die Schule/ Kindergarten müssen.
Viele von den anderen bleiben und es wird wieder gesungen, getrunken, gelacht. Von Bier wird auf Gin (DAS Lieblingsgetränk von Filipinos) gewechselt.
Damit alle singen, haben wir beschlossen, einen Kreis mit Stühlen und Bänke zu machen. Jede Person muss ein Lied auswählen, zu dem sie dann singt. Das bedeutet, dass auch meine ganze Familie in den Genuss des Karaokesingens kommt …
Je länger der Abend, desto lustiger.
Mit witzigen und unglaublichen Tanzeinlagen, lachen und schönem (naja nicht alle) Gesang geht die Zeit in guter Gesellschaft zu schnell vorbei.
Um etwa 23 Uhr haben wir ein Stromproblem (kommt ab und zu vor hier) und plötzlich sind Licht und Musik aus. Somit nimmt auch unsere Party ein abruptes Ende.
Für uns als Familie war dieses Fest etwas ganz Besonderes und Bleibendes.
Während den zwei Monaten in Baler durften wir viel Zeit mit diesen liebgewonnen Menschen verbringen. Sie haben uns herzlich empfangen, sich um uns gekümmert, uns geholfen und daraus haben sich schöne Freundschaften ergeben. Es war eine unglaublich schöne Zeit hier.
Vielen lieben Dank Sabang Folks, wir vermissen euch sehr!
Könnt ihr euch noch an die Fragen erinnern, die uns ganz zu Beginn dieses Festes verunsichert hatten (Siehe Blogeintrag: Abschiedsfest Vorbereitungen)?
- Kommen die Leute, die wir eingeladen haben?
- Wie viele werden kommen?
- Haben wir genügend zum Essen und Trinken?
- Wie funktioniert ein Fest in den Philippinen? Bringen die eingeladenen Menschen Essen mit?
- Haben wir genügend Platz?
Auf all diese Fragen haben wir jetzt die Antworten:
- Ja die Gäste sind gekommen.
- Mehr als wir dachten.
- Essen hat es noch übrig. Keine*r musste hungern.
- Wenn es eine Karaoke-Box hat, dann ist das Fest gerettet, denn alles dreht sich ums Singen.
- Platz hatten wir genügend. Die Kinder waren meistens in der Wohnung und die Erwachsenen auf dem Dach, so hatten alle genügend Platz.
Wie ihr seht, ist unser Fest trotz diesen vielen, anfänglich offenen Fragen gut gelaufen.
Diese unangenehmen Gedanken gehören einfach dazu, aber man darf sich nicht einschüchtern lassen, denn meistens kommt es gut – oder sogar noch besser!